PRESS RELEASE

Umfrage: Jeder zweite junge Deutsche hat kein klares Konzept für die eigene private Altersvorsorge

22. März 2018

Die Mehrheit würde ihre Finanzen einem „Robo-Advisor“ anvertrauen

BERLIN – Mangelnde Kundenorientierung, fehlende Innovationen, veraltete Strukturen – fast sechs von zehn jungen Deutschen halten die traditionellen deutschen Banken weiterhin für wenig kundenfreundlich und damit kaum relevant für ihr Leben. Sie monieren, dass die modernen und personalisierten technischen Lösungen eher von unbekannten Startups als von etablierten Finanzkonzernen kommen. Dabei möchte jeder zweite junge Deutsche (56 Prozent) seine finanziellen Belange am liebsten über das Handy steuern und fordert hierfür intelligente Anwendungen, die Transparenz schaffen und warnen wie sich aktuelle Marktereignisse auf  das Vermögen auswirken könnten. Das sind zentrale Ergebnisse einer Online-Umfrage der weltweit tätigen Markenberatung Prophet zum Thema „Altersvorsorge und Vermögensaufbau“ zu der im Februar dieses Jahres 1.000 Bundesbürger im Alter von 18 bis 34 Jahren in Deutschland befragt wurden.

Der Bedarf nach Transparenz und personalisierten Finanzinformationen ist gerade bei jungen Bundesbürgern groß. Denn neun von zehn jungen Deutschen befürchten, dass sie sich nicht auf die staatliche und betriebliche Altersvorsorge verlassen können, sondern eigenverantwortlich für die finanzielle Absicherung im Alter vorsorgen sollten. Doch fast jeder zweite von ihnen hat keine klare Vorstellung wie er seine finanziellen Angelegenheiten organisieren sollte, um ein Vermögen aufzubauen und so im Alter sorgenfrei leben zu können. Zwar ist ihnen daher das persönliche Beratungsgespräch zu  Themen wie der Altersvorsorge von Zeit zu Zeit wichtig. Doch vor allem die technischen Anwendungen sollten stimmen, denn immerhin haben 48 Prozent der Befragten keine Bedenken, ihr Vermögensmanagement einem kostengünstigen und auf Algorithmen basierenden Anlagemodell anzuvertrauen.

„Der Robo-Advisor optimiert das Portfolio laufend und schaut, dass der Kunde auf dem richtigen Weg bleibt. Monatliche Portfolio-Besprechungen mit einem Bankberater sind daher unnötig,“ analysiert Wolfgang Jacob, Partner und Finanzexperte bei Prophet, die Ergebnisse der Umfrage. Das persönliche Beratungsgespräch, die Empathie, sei allerdings bei strategischen Entscheidungen wichtig, meint Jacob: „Bei einer fundamentalen Weichenstellung wie dem Konzept für die Altersvorsorge oder dem Kauf von Immobilien fühlen sich die meisten Kunden mit dem persönlichen Beratungsgespräch sicherer aufgehoben – ein Mensch kann mir eben strategische Entscheidungen besser erklären“. Traditionelle Banken sollten daher überlegen wie sie die technischen Möglichkeiten besser und konsequenter nutzen, um die Kundenbeziehungen interessanter zu gestalten und weiterhin in professionelle Beratung investieren, meint Jacob. Eine vielversprechende Kombination sei  das  „hybride Banking“ – eine Mixtur aus persönlichem Rat und automatischer Anlage.

Hier gelangen Sie zu den Ergebnissen der Umfrage sowie zu einem Interview mit Benjamin Gilgen (Prophet Zürich) und Wolfgang Jacob (Prophet Berlin) und zum Thema Vermögensmanagement.

„Irgendwie egal? – Modernes Banking braucht Empathie und mehr Mut zur Innovation“

Frage: Herr Jacob, eine Prophet-Umfrage unter 1.000 Deutschen zeigt, dass neun von zehn jungen Menschen (18 bis 34 Jahre) der staatlichen Altersvorsorge misstrauen. Aber nur jeder Zweite hat eine Vorstellung davon wie er privat vorsorgen sollte. Erstaunt Sie diese Wissenslücke?

Wolfgang Jacob: Die jungen Deutschen haben zurecht erkannt, das sie sich nicht allein auf die staatliche Vorsorge im Alter verlassen sollten, wollen sie nicht in Altersarmut geraten. Nur gut die Hälfte der Teilnehmer unserer Umfrage hat aber eine Vorstellung davon, wie sie die Vorsorgelücke schließen will. Und hier kommt, das finde ich überraschend, der persönliche Bankberater wieder um die Ecke gebogen. Denn jeder zweite junge Deutsche möchte strategische Finanzentscheidungen wie die Altersvorsorge oder den Immobilienkauf lieber mit einem Experten persönlich besprechen. Fähige und motivierte Mitarbeiter bleiben also ein wichtiges Gut und bleiben auch im modernen Bankgeschäft wichtig. Das ist die gute Nachricht für die traditionellen Banken. Die schlechte lautet: Jeder zweite jungen Deutsche hat keine Bedenken, seine Altersvorsorgestrategie per Handy zu steuern und sein Vermögensmanagement einem kostengünstigen, auf Algorithmen basierenden Anlagemodell anzuvertrauen. Die Lösung für die traditionellen Banken ist also ein hybrides Modell aus Mensch und Technik.

Frage: Herr Gilgen, die jungen Schweizer stehen auf den ersten Blick besser da als die Deutschen. Denn immerhin traut jeder zweite junge Schweizer seiner staatlichen und beruflichen Altersvorsorge (52 Prozent). Und stattliche 67 Prozent der jungen Eidgenossen haben eine klare Vorstellung davon wie sie ein Vermögen aufbauen sollten, um im Alter sorgenfrei zu sein. Leben die Schweizer im Vergleich zu den Deutschen also in einer besseren Finanzwelt?

Benjamin Gilgen: Das Vertrauen junger Schweizer in unser staatliches und berufliches Vorsorgesystem habe ich so erwartet. Vor allem das berufliche Vorsorgesystem ist bei uns gesund und gut organisiert. Doch ob unsere Schweizer Banken im Heimatmarkt insgesamt besser aufgestellt sind als die deutschen, möchte ich stark bezweifeln. Die traditionellen Schweizer Banken haben im Zuge der Finanzkrise und der letztlichen Rettung durch den Steuerzahler auch bei jungen Menschen erheblich an Ansehen und Vertrauen verloren. Der Bank-Apparat in der Schweiz ist schwerfällig und verkrustet. Aber neue Wettbewerber können das Unvermögen der etablierten Banken offenbar noch nicht nutzen. Viele FinTechs haben ein Imageproblem, zumindest bei uns in der Schweiz. Um die Startups im Finanzbereich wird sehr viel Hype und Aufruhr gemacht. Beim Geld hört der Spaß aber auf.  Die meisten Schweizer vertrauen immer noch – wenn auch mit erheblichen Magenknurren – ihrer traditionellen Bank mehr als einem coolen, anonymen FinTech-Startup. Das ist meine wichtigste Erkenntnis aus der Umfrage.

Frage: Was sollten die Banken nun tun? Wie könnte ein sogenanntes Next Generation Wealth Management aussehen?

Wolfgang Jacob: Traditionelle Banken müssen überlegen wie sie einerseits die neuen technischen Möglichkeiten konsequenter nutzen, um die Kundenbeziehungen interessant zu gestalten und andererseits weiterhin in professionelle Beratung investieren. Die digitalen Werkzeuge sind vorhanden. Die Etablierten müssen im Grunde nicht zwangsläufig ein FinTech kaufen, um digitale Lösungen anzubieten. Sie sollten selber in der Lage sein, wertstiftende und ansprechende Anwendungen  zu entwickeln. Technologien wie Chatbots, vorausschauendes Lernen, In-App-Unterstützung usw. bieten Banken die Chance, sich besser mit ihren Kunden zu verknüpfen. Diese Chancen werden jedoch von Bankinstituten nur unzureichend genutzt oder man fokussiert auf überflüssige Themen – die präsentierten Lösungen fühlen sich dann meist unpersönlich und „irgendwie egal“ an.

Benjamin Gilgen: Die digitalen Lösungen von Unternehmen wie Uber, Amazon oder Spotify zeigen der Finanzindustrie, was bei jungen Kunden ankommt und wie eine gute Customer Experience funktionieren sollte. Sie stellen den Verbraucher radikal in den Mittelpunkt ihres Handelns. Die meisten Banken haben aber Probleme, derart gute und kundenfreundliche technische Lösungen zu schaffen. Sie sind zu sehr in ihrer alten Welt, ihrem überholtem Denken und den verkrusteten Strukturen verfangen.  Wenn Banker etwa eine App oder einen Prozess bauen, dann bilden sie meist  die alten Strukturen in der digitalen Anwendung ab. Das muss schief gehen und verschenkt enormes Potenzial. Sie sollten die Kunden-Interaktion völlig neu denken und nicht einfach nur die vorhandene Organisation von der Maschine auf das Mobiltelefon bringen. Die Banken in der Schweiz und in Deutschland sollten viel innovativer und mutiger werden, sich mehr trauen. Sonst werden sie junge Menschen nicht halten und für sich einnehmen können und allmählich überflüssig werden.

Frage: Wie könnte hybrides Banking aussehen?

Wolfgang Jacob: Das hybride Modell ist eine Mischung aus persönlichem Rat und automatischer Anlage. Bei einer fundamentalen Weichenstellung wie dem Konzept für die Altersvorsorge oder dem Kauf von Immobilien fühlen sich die meisten Kunden mit dem persönlichem Beratungsgespräch sicherer aufgehoben – ein Mensch kann mir eben strategische Entscheidungen besser erklären. Der Robo-Advisor wiederum optimiert mein Portfolio laufend und schaut, dass ich auf dem richtigen Weg bleibe. Monatliche Portfolio-Besprechungen brauche ich nicht mehr. Welche Papiere ich kaufe oder verkaufe kann der Robo-Advisor besser entscheiden und umsetzen als mein Berater. Die persönliche Interaktion mit dem Berater nimmt in der Summe also stark ab und muss auch in ganz neuen Formaten gedacht werden, aber Empathie wird wichtig bleiben. Standardvorgänge müssen dagegen komplett auf digitale Kanäle migriert und vereinfacht werden, weil Kunden das erwarten.

Benjamin Gilgen: Genau, für die strategische Komponente brauche ich noch menschlichen Rat. Die restlichen Geschäfte will ich auf meinem Handy erledigen.  So fordern es bereits 56 Prozent der jungen Deutschen und 61 Prozent der Schweizer in unserer Umfrage. Für das Alltagsgeschäft brauche ich eben keine persönliche Interaktion mehr. Es ist viel zu anstrengend, Termine zu finden und ggfs. sogar vor Ort zu erscheinen. Ein, zwei Termine mit dem Bankberater im Jahr, das sollte reichen, für den Rest gibt es technische Lösungen. Allerdings ärgere ich mich immer wieder über das mühsame Login bei meinen Banken. Der Authentifizierung-Prozess ist immer noch schlecht gemacht. Unsere Banken stehen sie sich dabei oft selber im Wege.

Altersvorsorge und Vermögensaufbau – Next Generation Wealth Management

Ich gehe davon aus, dass ich mich nicht nur auf die staatliche und die betriebliche Altersvorsorge verlassen kann, sondern auch eigenverantwortlich für die finanzielle Absicherung im Alter vorsorgen muss.

Ich habe bereits eine klare Vorstellung davon, wie ich meine finanziellen Belange organisieren und mein Vermögen aufbauen möchte, um im Alter sorgenfrei leben zu können.

Ich brauche keinen persönlichen Finanzberater. Ich habe keine Bedenken, meine Altersvorsorgestrategie online zu erstellen und mein Vermögensmanagement einem kostengünstigen, auf Algorithmen basierenden Anlagemodell anzuvertrauen.

Ich möchte meine finanziellen Belange und auch die Altersvorsorge einfach und transparent über mein Handy organisieren können. Es ist mir sehr wichtig, dass meine Bank hierfür gute technische Lösungen bereitstellt und mich laufend kurz und knapp informiert, wie zum Beispiel aktuelle Marktereignisse sich auf mein Vermögen auswirken.

Die traditionellen Banken sind nicht sehr kundenorientiert und innovativ. Die modernsten technischen und personalisierten Lösungen kommen meist von Finanz-Startups und Direktbanken.

Prophet-Umfrage „Next Generation Wealth Management“ unter 1.000 jungen Bundesbürgern.

Pressekontakt:

Johanna Pochhammer Marketing Manager

Mobile +49 160 90776303

Mail: jpochhammer@prophet.com

Über Prophet

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